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It’s a Match!

Mit seiner Personalvermittlung für Wanderlustige und Hospitality-Betriebe will das Start-up Worcay zwei Suchende zusammenbringen. Ein Walk & Talk mit CEO und Founder Matthias Will.

Matthias Will, CEO & Founder Workay

Matthias Will ist studierter Psychologe und Founder des Koblenzer Start-ups Worcay, das junge Menschen auf Reisen und gleichzeitig als Mitarbeitende in Tourismus-Betriebe schicken will. Zu den Werten des Unternehmens zählen die Leitsätze „Weder ausruhen noch ausbeuten“, „Fair verhalten statt Fehlverhalten“ und „Kein Platz für Gewalt und Diskriminierung jeder Art“. (Foto: privat)

elevatr: Matthias Will, #innovation – was bedeutet das für dich?

Matthias Will: Neue Dinge tun, die reale Probleme in dieser Welt lösen und damit einen Mehrwert generieren. No Bullshit-Bingo und Produkte, die niemand braucht. 

Wie setzt ihr das bei Worcay um?

Wir wollen Menschen unabhängig von ihrem Kontostand (als Mitarbeitende der Hospitality, Anm. d. Red.) in die schönsten Ferienregionen bringen und gleichzeitig unsere Partnerbetriebe im Kampf gegen den Personalmangel unterstützen.

Was ist dabei euer Ansatz? 

Unser Geschäftsmodell basiert auf einem starken Communitygedanken und dem Wunsch, für alle Parteien einen realen Mehrwert zu schaffen. Dabei ist die zielgruppenspezifische Ansprache essenziell: Um neue Worcays – meist junge Menschen – von unserem Konzept zu begeistern, spielen wir primär auf Social Media Content aus, der reale Worcays mit anderen Gleichgesinnten zeigt. Oder wir versuchen ein möglichst realistisches Bild davon zu zeichnen, wie die Teilnahme bei uns aussehen wird. In der Ansprache neuer Partnerbetriebe setzen wir aktuell vor allem auf Empfehlungen bestehender Partnerbetriebe wie etwa der Sonnenalp und die Zusammenarbeit mit ausgewählten, teils institutionellen, Multiplikatoren.

Wie kann euer Modell Benefits für die Hospitality als Branche bringen?

Wir wollen einen Beitrag auf zwei Ebenen leisten. Auf der einen Seite erhalten unsere Partnerbetriebe auf unserer Plattform einen Einblick in die Anforderungen, die die junge Generation an ihre Arbeitgeber hat. Wir haben beispielsweise festgestellt, dass die Matching-Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches steigt, wenn der Arbeitgeber die folgenden Rahmenbedingungen anbietet: Arbeit an circa 30 Wochenstunden, kostenfreie Unterkunft, faire Bezahlung und lokale Zusatzdeals wie die Nutzung des Spas, Mitarbeiteressen oder ähnliches. Diese Erkenntnis teilen wir proaktiv und sehen, dass immer mehr Betriebe sich Gedanken darüber machen, wie sie für ihre Mitarbeitenden attraktiv sein können. So gelingt es uns, viele Menschen sehr niedrigschwellig und top motiviert in eine Branche zu bringen, die in unserer jungen Zielgruppe klassischerweise eher mit Überstunden, einer nicht guten Bezahlung und schwierigen Arbeitszeiten assoziiert wird. Wir sehen schon jetzt, dass wir die ersten Worcays durch unser Konzept von der Branche begeistern konnten und diese in ihrer Heimatstadt nun auch in der Hotellerie arbeiten möchten oder sogar den alten Job aufgegeben haben, um eine Ausbildung als Hotelfachfrau beziehungsweise -mann zu absolvieren – das sind natürlich tolle Erfolgsgeschichten.

Welche Werte sind der kommenden arbeitenden Generation deiner Erfahrung nach besonders wichtig?

Was ich in den letzten Jahren beobachten konnte, war, dass die zukünftige Generation sehr viel Wert darauf legt, wie mit ihr umgegangen wird, welche Arbeitsbedingungen ein Job für sie bereithält und für welchen Kontext sie ihre Arbeitskraft einsetzt. Ich denke, dass menschliche Betriebe mit menschlicher Führung und guten Strukturen in Zukunft sehr gefragt sein werden. Außerdem wissen wir aus aktuellen Befragungen, dass die Möglichkeit, neben der Arbeit ein aktives Leben führen zu können, immer relevanter wird. Auch die Frage nach dem Social Impact in Bezug auf die Herstellung von Chancengleichheit, Nachhaltigkeit et cetera eines Betriebs wird vermutlich eine immer größere Rolle spielen. Wir hebeln zusammen mit unseren Partnerbetrieben den Faktor aus, dass Verreisen normal eher wohl situierten Personen vorbehalten ist, und ermöglichen es auch Menschen aus einfacheren Verhältnissen, in einzigartige und teils teure Regionen zu verreisen, indem sie dort arbeiten. Diesen Social Impact-Gedanken wollen wir künftig aktiv mit unseren Partnerbetrieben vermarkten, wodurch wir auch das Thema Employer Branding mit angehen.

„Die ersten Worcays sind von der Branche begeistert und wollen in ihrer Heimatstadt nun auch in der Hotellerie arbeiten.”
Matthias Will, Worcay

Angenommen, ein Worcay hat Interesse an eurem Modell. Wie ist der Ablauf?

Interessiert sich ein Worcay für unser Programm, besteht entweder die Möglichkeit, sich niedrigschwellig direkt bei uns zu registrieren und im Anschluss durch einen Onboarding-Call qualifiziert zu werden – oder im Vorhinein an einem unserer Community Calls teilzunehmen, um uns und unsere Philosophie zu verstehen und dabei bereits andere Interessierte kennenzulernen.

Es gibt also ein gewisses Auswahl-Verfahren. Wie ist der Ablauf bei Betrieben, die Partner werden wollen?

Möchte ein Betrieb Teil der Worcay Family werden, kann entweder ein Kennenlern-Call gebucht oder der Bedarf direkt online und unkompliziert bei uns gemeldet werden. Nach erfolgreicher Aufnahme – auch die Unternehmen müssen zu uns passen, unsere Werte teilen und gemeinsam mit uns für dieses Konzept einstehen – beginnt im Hintergrund die Suche nach den perfekten Matches für den jeweiligen Betrieb. Haben wir ein Match mit einem Worcay gefunden, startet die Reise auf beiden Seiten.

… und wohin geht diese Reise?

Unsere Worcays werden vor der Abfahrt per Chatgruppe mit anderen Worcays aus der selben Region connected. Angekommen in der Feriendestination, können sie sich mit anderen verabreden und lokale Community Events organisieren. Neben einem kleinen Goodiebag erhalten sie einen direkten Draht zu uns: die „Worcay-Mum“ steht jeden Nachmittag für Telefonate zur Verfügung. Im Anschluss an die Reise können alle einer Alumni Gruppe beitreten. Selbstverständlich begleiten wir auch unsere Partnerbetriebe und sind ansprechbar, wenn Unterstützung benötigt wird. In der Regel ist der nächste konkrete Touchpoint jedoch erst dann, wenn ein neuer Bedarf gemeldet wird.

Last but not least: Was war dein persönlich größtes Learning bisher?

Cold calls funktionieren im Gastgewerbe nicht. Es geht auch in dieser Branche darum, starke Partner zu finden, eine hohe Qualität abzuliefern und dann ein Netzwerk zu bespielen. Damit einhergehend: wenn du gute Arbeit machst, sind Menschen auch bereit, ihrem Netzwerk davon zu erzählen.

Interview: Verena Usleber