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„Es braucht Umsetzungsstolz”

Sneak Peek aus der Special elevatrEdition #4: Unternehmerin und upnxt-Speakerin Verena Pausder über Mut und Leidenschaft, Zukunft zu gestalten. Über inspirierendes Start-up-Denken und die Magie des gemeinsamen Toreschießens.

Verena Pausder

upnxt-Speakerin Verena Pausder ist Unternehmerin und Expertin für digitale Bildung, sie ist Autorin des Spiegel-Bestsellers „Das Neue Land“ und Co-Host des Business-Podcasts „Fast & Curious“. (Foto: Laurance Chaperon)

elevatr: Verena Pausder, wenn Ihr Buch „Das Neue Land“ eine Destination wäre, wie würden Sie dieses neue Land beschreiben?

Verena Pausder: Das Neue Land ist ein wunderbares Reiseziel, in dem Digitalisierung und digitale Bildung groß geschrieben werden. In modernen Bibliotheken, Schulen und außerschulischen Lernorten nach skandinavischem oder armenischem Vorbild wird Digitales mit Analogem verbunden, sodass wir unsere Kinder und Jugendlichen spielerisch auf das Leben und Arbeiten im 21. Jahrhundert vorbereiten – als Gestalterinnen und Gestalter der digitalen Welt. Kindergärten sind dort im gleichen Haus wie Pflegeeinrichtungen, so können Jung und Alt einander inspirieren. Im Neuen Land haben wir gelernt, unsere Daten zu nutzen und Europa ist ein Open-Data-Gegengewicht zu den Datenmonopolen aus den USA und China.

Auch die Arbeitswelt hat sich verändert. Unternehmen nutzen offene Räume, wo Austausch stattfindet. Shared Desks und Homeoffice gehören genauso dazu wie transparente und empathische Führung. Politik wird nicht nur für eine alternde Gesellschaft gemacht, sondern die Jugend hat eine Stimme und wählt schon ab 16 Jahren oder noch früher. Wir haben Antworten auf den Klimawandel gefunden und die nGmbH bringt mehr Nachhaltigkeit in die Wirtschaft. Frauen spielen überall eine Rolle, in den Führungsetagen, in der Forschung, im Start-up-Ökosystem und bei der Einreichung von Patenten. Denn sie sind genauso begeistert von MINT und Technologie wie Männer. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt ihnen Freiraum, denn es gibt einen Kitaplatz für jedes Kind. Mein Ticket ins Neue Land ist schon gebucht!

Was braucht es, um dieses (Deutsch-)Land zu erschaffen und zu gestalten?

Wir brauchen drei Dinge: Mut, Umsetzungsstärke und Durchhaltevermögen. Mut, um die Dinge zu machen, auch wenn sie zunächst unpopulär erscheinen. Wenn wir beispielsweise bei der Datennutzung zaudern und 85 Prozent unserer Daten nicht nutzen, bleiben Innovationen liegen – das können wir uns als Volkswirtschaft nicht länger leisten! Wir haben alle Erkenntnisse, aber wir müssen sie auch umsetzen. Es muss uns bewusst sein, dass wir für die vor uns liegenden Herausforderungen – Klimawandel, Digitalisierung, Bildungsmodernisierung, Fachkräftemangel – einen langen Atem brauchen. Wir aus der Wirtschaft müssen uns viel stärker einbringen und mithelfen, Reformen voranzubringen. Politik und Verwaltung können das allein nicht lösen. Das wird kein Sprint, wir brauchen Durchhaltevermögen für einen Marathon.

„New Work heißt für mich, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu befähigen, ihren bestmöglichen Output leisten zu können.”
Verena Pausder

In der Special elevatrEdition #4 „Hospitality Festival“ trefft ihr schon heute auf den elevatrFloors die (inter)nationalen Speaker Stars, lokalen Helden und Hidden Champions der Bühnen unseres Hospitality Festivals upnxt23, das am 21. & 22. Juni 2023 in München Premiere feiert. Ausgewählte (Teil)-Beiträge findet ihr unter dem Tag #MAGAZIN exklusiv als Sneak Peeks online.

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Welche Werte prägen Sie als Unternehmerin?

Verbindlichkeit und Loyalität sind mir sehr wichtig, dass man sich aufeinander verlassen kann. Wenn ich für ein Thema eintrete, wie zum Beispiel für die Gesetzesänderung #stayonboard, dann tue ich das sehr fokussiert und mit viel Umsetzungsstolz. Ich höre erst auf, wenn wir die Ziellinie überquert haben, denn Ankündigungen reichen nicht – das Ergebnis zählt. Und wenn ich für etwas brenne, dann mit Haut und Haaren. Ich möchte andere mit meiner Leidenschaft anstecken und mitreißen.

Welchen Wert davon würden Sie sich mehr für Deutschland wünschen?

An allererster Stelle Umsetzungsstolz. Die deutschen Tugenden wie Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Vertrauen haben wir schon. Aber die reichen nicht, wenn wir es nicht von der Erkenntnis- auf die Umsetzungsebene schaffen. Und damit tun wir uns auch deshalb so schwer, weil wir schlechte Storyteller sind, wir kommen immer eher über Fakten und Theorien statt über Narrative und anschauliche Beispiele. Damit reißen wir niemanden mit und schaffen obendrein Demokratieverdrossenheit.

Was können wir in Deutschland von erfolgreichen Start-up-Gründerinnen und -Gründern lernen?

Mut. Sich mutig gegen Widerstände, Bürokratie oder Zweifler durchzusetzen. Und Resilienz. Gründerinnen und Gründer erleben permanent die ganze Amplitude von Erfolg bis hin zu sehr schweren Momenten und stehen immer wieder auf und laufen weiter auf ihr Ziel zu. Als Start-up hat erstmal niemand auf dich gewartet, du betrittst Märkte, die meist schon verteilt sind oder noch gar nicht existieren. Da immer wieder anzulaufen und aus Fehlern zu lernen, ist unglaublich inspirierend.

Wie können Unternehmen dem Anspruch an „lebenslanges Lernen” gerecht werden?

Indem sie nicht nur Fachwissen an ihre Mitarbeitenden vermitteln, sondern ihnen eine lebenslange Aus- und Weiterbildung ermöglichen und ihnen die Möglichkeit geben, selbst jenseits ihrer Jobbeschreibung zu wachsen. Mitarbeitende, die gefordert und gefördert werden und sich entwickeln können, werden im Unternehmen bleiben. In Zeiten von Fachkräftemangel kann sich niemand mehr eine hohe Fluktuation leisten, lebenslange Weiterbildung ist das beste Mittel dagegen.

Sie sind als Unternehmerin auch Co-Gründerin des Frauenfußballteams FC Viktoria Berlin. Was können Sie persönlich aus der Zusammenarbeit mit den Spielerinnen lernen?

Der FC Viktoria hat mir gezeigt, wie stark sich Leidenschaft übertragen kann. Wir Gründerinnen und Investorinnen wissen, dass wir die Rahmenbedingungen für unser Team verbessern müssen, dass wir gute Trainer haben und Gehälter zahlen möchten. Und unsere Spielerinnen fühlen sich verantwortlich, so gut zu spielen, wie sie noch nie gespielt haben. So befeuern wir uns gegenseitig. Wenn alle ihr Bestes geben, dann entsteht etwas, das größer ist als die Summe der Teile. Diese Magie hautnah erleben zu dürfen, ist etwas sehr Besonderes.

Interview (Auszug): Nina Fiolka

„Wenn wir bei der Datennutzung zaudern und 85 Prozent unserer Daten nicht nutzen, bleiben Innovationen liegen.” 
Verena Pausder