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Open Data – Open Doors?

Wie der sperrige Begriff „systematisches Datenmanagement“ zum Schlüsselfaktor für das Hotelmarketing der Zukunft wird – auch und besonders im MICE-Bereich? Das erklärt Matthias Schultze, Managing Director GCB German Convention Bureau e.V., im elevatr Deep Dive.

 

Türe öffnet sich

Offene Daten zugänglich und nutzbar zu machen wird für den Tourismusstandort Deutschland in den kommenden Jahren zum Wettbewerbsfaktor. (Foto: Unsplash/Tanya Santos)

#transformation

Die Veranstaltungswelt – und mit ihr die (Tagungs-)Hotellerie als einer ihrer zentralen Stakeholder – befindet sich in einem umfangreichen Transformationsprozess. Technologische Entwicklung, Auswirkungen des Klimawandels, internationale Konflikte und die Folgen einer Pandemie zeigen: Ein „Zurück auf Los“ gibt es nicht. Doch genau diese Tatsache eröffnet einen enormen Möglichkeitsraum für das Destinations- und Hotelmarketing. Business Events werden dabei zu Problemlösern für komplexe Herausforderungen. Sie können zum Treiber und inhaltlichen Impulsgeber für eine Vielzahl von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen werden. Das allein schon rein quantitativ, denn Deutschland rangiert als Geschäftsreiseziel seit vielen Jahren konstant unter den Top-Destinationen weltweit und führte das Ranking der Geschäftsreiseziele der Europäer auch 2022 wieder mit großem Abstand an.

Megatrend digitale Transformation

Diese Marktanteile für die Zukunft zu sichern beziehungsweise weiter auszubauen, erfordert in einem dynamischen Wettbewerb mit veränderten Gästebedürfnissen stetige Weiterentwicklung. Aus dem Kreis der Megatrends, die die Transformation der Veranstaltungswelt und des Standortmarketings prägen, möchte ich an dieser Stelle einen herausgreifen und unter einem spezifischen Gesichtspunkt konkretisieren:

die digitale Transformation und die Notwendigkeit von systematischem Datenmanagement!

Digitales Datenmanagement is key

Chatbots zur Unterstützung des Buchungsprozesses, Self-Check-in bei Veranstaltungen oder Empfehlungsalgorithmen für das optimale Hospitality-Erlebnis – der Einsatz von Künstlicher Intelligenz rund um Business Events ist keine Frage von „ob“, sondern von „wann“ und „wie“. Ein Aspekt ist dabei von herausragender Bedeutung: Der Einsatz von KI ist nicht und kann niemals Selbstzweck sein, sondern dient immer dazu, die Bedürfnisse der Gäste möglichst optimal zu erfüllen, ihre User Experiences zu verbessern und entsprechend auch die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen auszurichten. Der Schlüssel, um dieses Ziel zu erreichen, liegt in digitalem Datenmanagement. Doch wie funktioniert das?

„Seamless Experience“ statt Flickenteppich

KI-Anwendungen brauchen Daten – und zwar viele. Eine der zentralen Aufgaben im Kontext von digitalem Datenmanagement und KI ist es daher, Daten- und Anwendungssilos aufzubrechen, um den Usern wie Veranstaltungsplanern und -teilnehmenden die jeweils gewünschten Informationen schnell, korrekt, strukturiert, aktuell und personalisiert bereit stellen zu können.

Eine wichtige Rolle kommt dabei auch dem Kriterium „vernetzt“ zu. Ein simples Beispiel: Die Planung eines Veranstaltungsbesuches besteht üblicherweise aus einer Vielzahl einzelner Schritte, darunter die Buchung von Bahn- oder Flugtickets, Übernachtung, Recherchen zum Wetter, zu Standorten von Leihrädern oder E-Rollern, zu Restaurants vor Ort, zum Programm der Veranstaltung und so weiter. Aktuell ist dafür eine fast ebenso große Zahl an Anwendungen erforderlich, die für Nutzerinnen und Nutzer eher einem Flickenteppich statt einer „Seamless Experience“ entsprechen. Jede Anwendung verwaltet nur „ihre eigenen“ Daten.

„Digitalisierung und Automatisierung bedeuten nicht, dass aus dem People Business von Veranstaltungen und Hospitality ein anonymes IT-Business wird. Die Technologie unterstützt Menschen dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, sagt Matthias Schultze, Managing Director des elevatrCommunity Partners GCB German Convention Bureau e.V., in seinem Gastbeitrag. (Foto: GCB / Patrick Kuschfeld)

➤ Weitere Informationen zum „Open Data MICE“-Projekt des GCB gibt's hier!

 

 

Daten brauchen Infrastruktur

Abhilfe schaffen kann künftig eine hochwertige Dateninfrastruktur unter anderem in Form von Open Data, also für jedermann frei zugängliche Daten wie etwa Öffnungszeiten, Speisekarten und so weiter. Damit Produkte und Leistungen unter anderem aus der Hotellerie künftig an möglichst vielen digitalen Touchpoints als auch über unterschiedliche Ausgabekanäle hinweg gefunden und verarbeitet werden können, müssen sie maschinenlesbar sein und bestimmten Anforderungen entsprechen. Das heißt, sie müssen in einer einheitlichen Ordnung strukturiert aufbereitet werden. Dieser Faktor erst liefert die Grundlage dafür, dass die Möglichkeiten digitaler Technologien und von KI in der Vermarktung effizient eingesetzt werden können. Denn nur wenn die frei zugängliche Open Data für KI lesbar ist, kann sie auch aufgearbeitet und am Ende vom User abgerufen werden. Sind die Daten verarbeitbar, können durch deren Verknüpfung in einem sogenannten Knowledge Graphen auch Beziehungen zwischen den verschiedenen Daten über semantische Abfragen dargestellt und ausgespielt werden.

Vermarktungsvorteile für Hotels

Tagungshotels profitieren von der Infrastruktur des Knowledge Graphen unter anderem dadurch, dass sie eine verbesserte Sichtbarkeit erhalten und dass Kontextinformationen für potenzielle Gäste angezeigt werden. Hotels, die ihre Informationen in maschinenlesbarem Format strukturiert darstellen, können ihre Daten über verschiedene digitale Kanäle ausspielen und so die Präsenz ihres Angebots signifikant erhöhen. Detaillierte Informationen wie Lage, Ausstattung, Kapazität, Angaben zu Konferenzräumen oder zur technischen Ausstattung, Catering-Services und vieles mehr können ebenfalls im Knowledge Graphen eingepflegt werden. Potenzielle Gäste haben es so also leichter und die Buchungswahrscheinlichkeit steigt.

Außerdem bietet die Verknüpfung mit Peripheriedaten noch weitere Vorteile: Beispielsweise können Daten zu Verkehrsanbindungen, Konferenzzentren, Sehenswürdigkeiten, Universitäten und Forschungseinrichtungen und anderen relevanten Orten in der Umgebung des Hotels integriert werden. Dadurch entsteht ein umfassender Kontext, der Gäste bei der Bewertung der Passgenauigkeit und Attraktivität des (Tagungs-)Hotels unterstützt und entsprechende KI-gestützte Empfehlungen ermöglicht.

Open Data für den Tagungsstandort Deutschland

Angedockt an das Open-Data-Projekt der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V., wird unter Leitung des GCB auch das Angebot rund um Business Events möglichst umfangreich in Form offener Daten abgebildet und in einem Knowledge Graphen gebündelt. Dadurch wird dieses besser zugänglich gemacht und für komplexe Abfragen verknüpft. Open Data ist dabei nicht nur ein zentraler Lösungsansatz, um größere Sichtbarkeit und Reichweite für den Tagungsstandort Deutschland zu erzielen und somit wertvolle Marktanteile im internationalen Wettbewerb zu sichern. Sondern es wird auch der Daten-Pflegeaufwand für die Anbieter nachhaltig reduziert. Und: Open Data bietet die Basis für neue Geschäftsmodelle durch innovative Anwendungen und Services, die für Veranstaltungsplaner einen großen Mehrwert darstellen können.

Human – we need you

Wer befürchtet, Open Data und KI könnten menschliche Interaktion obsolet machen: ganz im Gegenteil. „Im Mittelpunkt der Digitalisierung steht der Mensch. KI ist eine Chance, Menschen noch schneller zu erreichen, ihre Wünsche und Bedürfnisse noch genauer zu ergründen und durch ‚mass-customized Services‘ eine neue Qualität der Kundenzufriedenheit zu erreichen“, sagt Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstands der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. in ihrem Vorwort zur DZT-Publikation „Künstliche Intelligenz im Deutschlandtourismus“. Diese Prozesse erfordern zwar eine hohe Digitalkompetenz der Mitarbeitenden, gleichzeitig ermöglichen sie es aber, Kraft- und Zeitressourcen einzusparen beziehungsweise gezielter einzusetzen. Digitalisierung und Automatisierung bedeuten nicht, dass aus dem People Business von Veranstaltungen und Hospitality ein anonymes IT-Business wird. Die Technologie unterstützt Menschen dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und eben jene Aufgaben zu erfüllen, die keine KI auf absehbare Zeit wird übernehmen können: individuell zu beraten, sich um Gäste zu kümmern oder kreative Prozesse für überzeugende Veranstaltungen in authentischer Atmosphäre anzustoßen.

„Damit potenzielle Gäste die gesuchten Daten an möglichst vielen digitalen Touchpoints abrufen können, müssen diese maschinenlesbar sein, das heißt bestimmten Anforderungen entsprechen.“