elevatr: Patrick, du bist Soul Manager des jüngst eröffneten 25hours Hotels One Central in Dubai und damit für die Kultivierung der Marken-DNA vor Ort zuständig. Was macht 25hours als Brand für dich persönlich aus?
Patrick Mattick: Einerseits ist es der Wow-Effekt und dass wir die Gäste auch immer etwas herausfordern. Das Augenzwinkern zwischendurch, die lokale Verankerung. Jeden Standort und jedes Design neu zu denken. Auf der anderen Seite ist es das „Almost home“-Feeling, das 25hours bietet. Die Gäste kommen an und es macht etwas mit ihnen: Es fühlt sich anders an, aber gut; und als Gast weiß man gar nicht genau, wieso.
Du darfst diese Brand-Inhalte nun authentisch nach Dubai transferieren. Kannst du deine neue Funktion als Soul Manager beschreiben?
Als Soul Manager habe ich mehrere Funktionen: Ich bin das wandelnde Brand Book, das wandelnde Buch mit den Anleitungen für operative Prozesse und die Schnittstelle zu allen bestehenden Häusern in Europa sowie zu unserem Head Office in Hamburg. Man könnte auch sagen, dass ich ein Mediator bin zwischen dem Executive Team vor Ort, den Direktoren, dem General Manager, der HR-Abteilung und wiederum dem Head Office in Hamburg.
Ganz konkret: Welches waren deine Aufgaben während der Pre-Opening-Phase?
Zu Beginn war ich noch der einzige aus unserem Pre-Opening-Team von rund 40 Personen, der selbst schon einmal in einem unserer 25hours-Häuser war. Daher ging es teilweise um banal wirkende Aufgaben wie zu testen, ob sich die Kopfkissen nach 25hours anfühlen. Mittlerweile konnte unser Senior-Management natürlich selbst nach Europa reisen, um die Marke und die Häuser kennenzulernen.
Jetzt in der Anfangsphase nach dem Opening werden wir sicher viel nachjustieren müssen. Allein schon, weil es das erste Haus in einem komplett anderen Kulturkreis ist. Es dauert sicher drei bis sechs Monate, bis alles irgendwie stimmt, alle Prozesse reibungslos funktionieren und es ein „echtes“ 25hours Hotel ist. Wenn alles soweit läuft, möchte ich gern die „gute Seele“ des Hauses sein. Mit den Gästen sprechen, die Kollegen an der ein oder anderen Stelle entlasten. Schauen, dass sich alles gut anfühlt, und dass die Stimmung richtig ist.
„Es dauert sicher drei bis sechs Monate, bis das Haus in Dubai ein 'echtes' 25hours Hotel ist.“
Kopfkissen testen, das klingt nach Brand-Hardware …
Richtig. Es gibt aber auch ganz viele softe Faktoren. Ein großes Thema ist beispielsweise die Musik. Es geht aber auch darum: Wie fühlt sich das Team an? Wie wollen wir miteinander umgehen? An diesem Punkt habe ich das große Glück, dass ich unseren offenen und direkten Kommunikationsstil weiterführen kann. Ich habe schnell gemerkt, dass sich niemand in unserem doch sehr heterogenen Team durch die offene Kommunikation vor den Kopf gestoßen fühlt, was mich sehr glücklich macht.
Talking about Kommunikations-Kultur: Wie schwer ist es, diese im 25hours Hotel in Dubai zu etablieren?
Aktuell klappt im Team alles super. Wie es später in der Everyday-Kommunikation funktioniert, wird sich zeigen. Wir haben aber schon kurz nach der Eröffnung einen sehr vielfältigen Mix an Gästen: Expats aus den VAE, Emiratis, Gäste aus anderen Golfstaaten und natürlich viele Europäer. Daher haben wir nur sehr wenige Punkte der Brand etwas angepasst. Beispielsweise kommt das Wort „nackt“ nicht so oft vor, wie in anderen Häusern. Einer unserer Claims ist ja „Good things happen when you smile or when you’re naked“. Noch ein Beispiel: Auf unseren Fußmatten steht statt „Hello Stranger/Goodbye Friend“ jetzt „Hello Stranger/Goodbye Habibi“, um die lokale Kultur zu integrieren.
Accor und Ennismore haben 25hours jüngst in ihr Portfolio integriert. Wie unterscheidet sich das Haus in Dubai bezüglich der Management-Struktur von seinen europäischen Schwestern?
In Europa gehörten die Häuser den 25hours Hotels. An der Langstrasse in Zürich beispielsweise war 25hours Mieter bei den Schweizerischen Bundesbahnen. In Dubai ist es etwas komplizierter: Es gibt dort den Eigentümer, es gibt Accor, die im Auftrag des Eigentümers die Entity führen und Ennismore als Lizenzgeber für 25hours als Marke.
Apropos 25hours Hotel Zürich Langstrasse: dort warst du bisher als F&B Manager tätig. Was ist dein „why“ in der Hospitality und wo zieht es dich perspektivisch hin?
Ich liebe es unter Menschen und mit Menschen zu sein. Der ständige Austausch und das direkte Feedback – das kann einen fast ein bisschen abhängig machen. Meinen aktuellen Job als Soul Manager mag ich sehr, das könnte ich mir sicher weiterhin vorstellen. Der nächste Step ist aber erst einmal, im Juni 2022 gemeinsam mit den Kollegen eine erste Bilanz in Dubai zu ziehen.
Nina Fiolka/Verena Usleber