Niels Battenfeld gilt mit seinen Konzepten als einer der deutschen Pioniere in Tourismus und Gastgewerbe. 2013 gründete er die privat geführte Gruppe Lieblingsplatz Hotels mit dem Ansatz, kleine Hotels und Pensionen zu Urlaubswohnkonzepten umzugestalten. Diese bieten neben den Schlaf- auch Wohn- und Esszimmer für die Gäste. Im Sommer 2023 eröffnete er in Zusammenarbeit mit Chefs Culinar im Grömitzer Dünenpark den familienfreundlichen Surf Rescue Club, einen Hybrid aus Hotel und Hostel, in dem Battenfeld auf Digitalisierung und Innovation setzt.
elevatr: Niels Battenfeld, der Surf Rescue Club soll eine „Neuinterpretation von Urlaub“ bieten. Wie sieht Urlaub in der Zukunft aus?
Niels Battenfeld: Aus meiner Sicht so, wie bei uns. Alle Lieblingsplatz Hotels haben neben der „Neuinterpretation“ eine Seele. Wir wollen den Gästen ein Wohnzimmer schaffen, eben einen Lieblingsplatz. Überzeugen wollen wir mit einem authentischen Erlebnis und Persönlichkeit und so das Gefühl von „zu Hause bei Freunden“ vermitteln. Deshalb sieht unser Gastrokonzept auch größtenteils Selbstbedienung vor. Mein Team besteht aus Gastgebern, die mit Herzblut Urlaubserlebnisse bereiten; sie verstecken sich nicht hinter der Rezeption oder sitzen im Büro, sondern sind mittendrin – ansprechbar, hilfsbereit und nahbar. Wir wollen kein Hotel sein, das Zimmer verkauft, sondern das Wertvollste was wir – neben Gesundheit – haben anbieten: Eine tolle Zeit.
Was ist noch entscheidend für das Konzept „neuer Urlaub im eigenen Land“?
Entscheidend ist in erster Linie, dass der Urlaub im eigenen Land erschwinglich bleibt. Das versuchen wir mit dem Surf Rescue Club als Blaupause für ein Lifestyle Budget Hotel für jedermann umzusetzen. Zu uns kommen junge Leute, Familien mit Kindern, Junggebliebene, Freunde oder Gruppen, die den Vorteil des bezahlbaren Konzepts zu schätzen wissen. Fast alle Zimmer haben bei uns in Grömitz Meerblick und wir befinden uns in direkter Strandlage. Preislich sind wir aus meiner Sicht unschlagbar. Denn Zimmerpreise von beispielsweise 300 Euro pro Nacht mit einer vierköpfigen Familie sind nicht für jeden bezahlbar – da überlegt man sich schon, ob man nicht lieber an einen Ort mit Sonnengarantie reist. Deshalb ist es meines Erachtens nach wichtig, zeitgemäße Konzepte zu entwickeln, damit der Trend „Urlaub in Deutschland“ weiterhin anhält und die Gäste ein attraktives Angebot zu einem reellen Preis erhalten.
Nach welcher Experience suchen Reisende künftig?
Die Antwort darauf sind meine oben genannten Punkte zusammengefasst: Es geht ums Wohlfühlen und darum, gemeinsame Zeit zu verbringen mit erreichbaren Preisen.
Du hast vorhin schon das Gastrokonzept angesprochen. In eurem „High5-Deli“ kocht ein Küchenroboter. Ein Zukunftskonzept in der Hospitality?
In der neuen Welt der Gastronomie und Hotellerie schon. Der Kochroboter ist Teil unserer Digitalstrategie. Bei uns haben wir alles digitalisiert, was sich nach heutigem Stand digitalisieren lässt: Unsere Gäste checken digital ein, versorgen sich mit warmen oder kalten Gerichten und bedienen sich am Kühlschrank. Das ist für uns eine zeitgemäße Urlaubs- und Strandverpflegung für Touristen. Die Gerichte lassen sich praktisch auch per App vorbestellen. Natürlich wollen wir nicht mit der Sternegastronomie mithalten, aber wir bieten schmackhafte, frische Gerichte zu erschwinglichen Preisen.
Wie ändern sich die Jobprofile durch den Einsatz von Robotik und KI?
Mitarbeitende können sich verstärkt um die Gäste kümmern und müssen sich nicht von den lästigen Arbeitsschritten und immer wiederkehrenden Aufgaben aufhalten lassen. Das Thema Fachkräftemangel spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Denn in den touristischen Orten stehe ich in direktem Wettbewerb mit den vielen Hotels und Restaurants um Mitarbeitende. Wir suchen doch alle die gleichen Leute. Das will ich aber so gar nicht. Und wer hat als Koch schon Lust, am Tag 250 Mal Spaghetti Bolognese zu kochen? Genau da wird es künftig spannend: So finden wir tolle Leute, die den Kochroboter betreuen und sich in der übrigen Zeit um unsere Gäste kümmern und auch mal Zeit für eine Pause am Strand haben.
Wie werden sich Digitalisierung und KI langfristig auf das Thema Fachkräfte in der Branche auswirken?
Ich glaube, dass uns dieses Thema in der Hotellerie und Gastronomie dauerhaft begleiten wird und wir uns deshalb zeitgemäße Konzepte überlegen müssen, um unseren Gästen gerade auch im Hinblick auf ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis gerecht werden zu können. Preis und Qualität müssen für dauerhaften Erfolg stimmen und eben auch die Atmosphäre. Wir müssen Digitalisierung und KI als Chance begreifen und dürfen nicht krampfhaft an Altem festhalten. Die neue Welt hat längst begonnen.
Interview: Verena Usleber