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Schwimmend zu mehr Nachhaltigkeit

Bis 2025 soll in Katar ein schwimmendes Luxushotel entstehen, das nach seiner Eröffnung nicht nur als technische Meisterleistung gelten dürfte, sondern auch als Musterprojekt für mehr Nachhaltigkeit. Ganzheitliches Denken und das Ineinandergreifen der unterschiedlichsten Planungsdisziplinen machen es möglich.

Futuristisch in Design und Konzept: Das schwimmendes Eco-Floating Hotel soll selbst Strom erzeugen, Regenwasser sammeln und seine Abwässer aufbereiten. (Rendering: HAADS)

Das Eco-Floating Hotel mutet in vielerlei Hinsicht traumhaft an: Als 5-Sterne-Haus bietet es allen erdenklichen Luxus vom Infinity Pool über eine Rooftop Bar bis hin zu 152 Gästezimmern, die ausnahmslos Balkon und Meerblick bieten. Es ist über einen gabelförmigen Pier sowohl von Land und mit dem Boot als auch mit Helikoptern und Flugtaxis erreichbar. Es erzeugt Strom aus eigenen regenerativen Quellen, sammelt Regenwasser und bereitet sogar seine Abwässer auf. Und wem das arabische Emirat als Destination zu heikel ist, kann immer noch darauf hoffen, dass das in Ufernähe schwimmende Hotel eines Tages auch mal in anderen warmen und sonnigen Gefilden anzutreffen.

Rotieren für erneuerbare Energie

Für die Planung zeichnen die Planer des Büros Hayri Atak Architectural Design Studio (HAADS) verantwortlich, die das Eco-Floating Hotel im Auftrag von PH Tourism and Management seit einem Jahr in Katar entwickeln. Dass die enge Zusammenarbeit mit einem Team aus Ingenieuren und Schiffsbauern hierfür unerlässlich ist, leuchtet ein. Schließlich muss das kreisrunde Hotel mit einer Grundfläche von 35.000 m² sicher auf dem Wasser schwimmen. Zudem soll es sich um die eigene Achse drehen können, um auf diese Wiese durch die natürlichen Gezeiten und Wasserströmungen Energie erzeugen zu können. Die Steuerung des Schwimmkörpers erfolgt mit Unterwasser-Propellern und -Stahlrudern sowie mithilfe der sogenannten Dynamischen Positionierung. Dieses computergesteuerte System ermöglicht es Schiffen, ihre Position ohne Ankern oder Festmachen automatisch zu halten.

Wasserwirbel und Ringform als gestaltgebende Elemente 

Die Idee eines rotierenden Körpers wird auf den ersten Blick in der an einen Wasserwirbel erinnernden Dachform des Hotels sichtbar. Dieser Wirbel entsteht durch ein riesiges Glasdach, das sich von den Rändern trichterförmig in fließendem Schwung nach unten bewegt. Unter dem Dach, rund um den Trichter befindet sich die offene erdgeschossige Lobby mit Rezeption, Läden, Veranstaltungs-, Spa- und Sportbereichen. Die vier Obergeschosse des ringförmigen Baukörpers darum herum beherbergen insbesondere die Gästezimmer und gastronomische Einrichtungen. Die Ringform führt zu zwei wesentlichen Vorteilen: Einerseits liegen die Zimmer nicht an dunklen Fluren, sondern sind vom lichtdurchfluteten Hallenraum der Lobby erschlossen. Auf der anderen Seite verfügen sie von ihren Balkonen allesamt über einen ungestörten Blick auf das Meer. Dank des permanent, aber sehr langsam rotierenden Baukörpers gehören benachteiligte Lagen hier der Vergangenheit an. 

Nachhaltigkeit ganzheitlich gedacht 

Das nahtlose Ineinandergreifen der unterschiedlichsten Planungsdisziplinen macht das Eco-Floating Hotel zum Musterprojekt einer wirklich ganzheitlich gedachten Nachhaltigkeit. Dies wird etwa am wirbelförmigen Dach deutlich, das nicht nur bildhaft die energetische und gestalterische Grundidee verkörpert, sondern die Lobby und die Erschließungsbereiche zum identitätsstiftenden Ort macht und mit reichlich Tageslicht versorgt. Zugleich dient es als Auffangtrichter für Regenwasser, mit dem Grünflächen bewässert und Toiletten gespült werden. Weitere Beispiele eines ressourcenschonenden Kreislaufgedankens sind die Aufbereitung von Meerwasser als Trinkwasser, die Reinigung der Abwässer und die Kompostierung von Lebensmittelabfällen. Klar, der Beweis, dass dies alles tatsächlich funktioniert, steht noch aus. Doch selbst wenn das Projekt scheitern sollte, würde es wichtige Denkanstöße für eine Hotelarchitektur der Zukunft liefern.

Roland Pawlitschko