Ein Flug von Frankfurt nach Los Angeles kostet ein paar hundert Euro, in etwa einen halben Tag Reisezeit und samt Rückflug, man will ja schließlich auch wieder nach Hause, 5100 Kilogramm CO2. Ein durchschnittlicher Nepalese emittiert etwa 1500 Kilogramm CO2. Pro Jahr. Dabei müssten wir den jährlichen Fußabdruck pro Person auf rund 1100 Kilogramm drücken, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken – das erklärte Ziel der Weltklimakonferenz von Paris. Ein Beispiel, das zeigt: Wollen wir den Klimawandel stoppen, muss ein gewaltiges Umdenken her.
Das sagt zumindest Jana Strecker, Mitgründerin der Freiburger Initiative „Terran“. „Wir wollen erreichen, dass die Menschen verstehen, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Strecker. Aber wie sollen wir dann von A nach B kommen? „Terran reisen bedeutet, am Boden zu bleiben“, erklärt Strecker den Grundgedanken ihrer Organisation. Mit dem Fahrrad, dem Zug oder auch mal mit Fernbus oder Auto. Denn all diese Fortbewegungsmittel stoßen nur einen Bruchteil dessen aus, was ein Flugzeug emittiert. Dazu kommt, dass in Flugzeugen meist ja auch noch größere Strecken zurückgelegt werden. Eine für das Klima schlechte Verknüpfung.
„Wir wollen, dass ‚terran‘ in den Duden aufgenommen wird.“
Zunächst war es die Idee der Organisation, ein Verbot von Inlandsflügen zu erreichen. Doch dann wurde Strecker und ihren elf Mitstreitern klar: „Wir wollen bei den Leuten ein Bewusstsein für die Thematik schaffen und nichts verbieten.“ Das Wort „terran“ – abgeleitet von „terra“, der Erde – soll dabei genau das repräsentieren: Beim Reisen am Boden zu bleiben, soll das Klima schonen und vor allem aber Freude bereiten. „Es geht nicht um Verbote, sondern wirklich darum, den Leuten zu vermitteln, dass es ja auch tolle Alternativen zum Flugzeug gibt“, sagt Strecker. Sich „terran“ fortzubewegen sei die effizienteste Möglichkeit, den individuellen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
Nachdem die Corona-Pandemie die Initiative im vergangenen Jahr zurückgeworfen hat, drängt sie jetzt wieder vermehrt in die Öffentlichkeit. Viele Experten erwarten für den Sommer und das Jahr darauf einen Nachholeffekt. Eineinhalb Jahre Entbehrung ist Vielen genug, jetzt wollen die Menschen wieder am Strand liegen, auf Mallorca oder gar noch weiter in die Ferne. „Unser Thema wird dadurch nur noch relevanter“, sagt Strecker. „Wir wollen, dass möglichst Viele darüber nachdenken, wie sie verreisen. Sie sollen das hinterfragen.“ Die Organisation hat noch ein Ziel. „Terran“ soll eine Bewegung werden, in den sozialen Netzwerken, in Freundesgruppen. Und: „Wir wollen, dass ‚terran‘ in den Duden aufgenommen wird“, sagt Strecker. Um zu beschreiben, wie es ist, wenn man einfach mal ohne Flugzeug in den Urlaub fährt.
Fabian Müller