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Heute die Nachhaltigkeit von morgen gestalten

Deep Dive: Was bedeutet der Green New Deal der EU für die Hospitality? Wie kann unsere Branche zum relevanten Akteur in der nachhaltigen Transformation werden? Ein Gastbeitrag von Alexandra Herget und Maren Fokuhl von Tutaka.

Grüne Perspektiven? Deep Dive, wie die Hospitality Branche einen wichtigen Anteil an der Umsetzung des EU Green New Deals einnehmen kann. (Foto: Martin Péchy/Unsplash)

Der europäische Green New Deal rückte für das Gastgewerbe in den vergangenen Wochen ins Rampenlicht, denn die Mehrwegpflicht ist ein unmittelbares Resultat des Deals. Genau wie dieses Gesetz sind auch viele der geplanten (monetären) Förderungen an Bedingungen gekoppelt. Doch nicht nur deswegen sollten sich Gastgebende den Deal genauer anschauen. Die Hospitality Branche hat als bedeutender Wirtschaftssektor auch großen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck der Gesellschaft und wird unserer Meinung nach einen wichtigen Anteil an der Umsetzung des EU Green New Deals einnehmen. Wir möchten anhand von vier Handlungsfeldern Impulse geben, in denen die Hospitality schon heute nachhaltig(er) agieren kann.

Vier Handlungsfelder für die Hospitality

Der Green New Deal umfasst zehn Themenfelder und nahezu alle von ihnen haben einen direkten oder indirekten Einfluss auf die Hospitality. Folgende vier Felder haben aus unserer Sicht einen großen Einfluss auf die Hospitality Industrie:


  1. Vom Hof auf den Tisch
  2. Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft
  3. EU-Biodiversitätsstrategie für 2030
  4. Ein neues europäisches Bauhaus

1. Vom Hof auf den Tisch

Ziel des „from farm to fork“ Plans ist die Schaffung von einem gesünderen und nachhaltigeren Lebensmittelsystem. Nachhaltigkeit und Erschwinglichkeit sollen sich dabei in Zukunft nicht widersprechen und Umweltschutz, sowie der Erhalt der Biodiversität, stehen genauso im Fokus wie gerechte Löhne in der Lebensmittelkette. Um es in den Worten von Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission, zu sagen, geht es um ein „neues harmonisches Zusammenspiel von Natur, Lebensmittelerzeugung und biologischer Vielfalt“. Das können Hotels und Restaurants aus unserer Sicht bereits tun:

Die Erleichterung von Verbraucherentscheidungen für gesunde und nachhaltige Lebensmittel kann zwar durch Kennzeichnungen der Produkte erfolgen, aber auch durch eine Transparenz bis auf den Restauranttisch konsequent an die Gäste weitergetragen werden. Die Auswahl der Produkte und damit auch die Zusammensetzung der Gerichte auf der Speisekarte sollten in Zukunft unter diesen Aspekten bedacht werden.

Die EU will weiterhin rechtsverbindliche Ziele zur EU-weiten Reduzierung von Lebensmittelverschwendung bis 2023 erarbeiten und vorschlagen. Für 2030 steht das Ziel, dass die Lebensmittelabfälle pro Kopf für Verbraucher und den Einzelhandel halbiert wird. Warum so lange warten? Das Gastgewerbe kann sich auch ohne bindende Gesetze bereits jetzt umstellen und beispielsweise kleinere Buffets planen, welche regelmäßig aufgefüllt werden, damit nicht zu viele Lebensmittel aus der Kühlkette genommen werden und am Ende eines schönen Essens oder Fests in die Tonne wandern. Auch bei der Menüplanung kann durch kleinere, nach Saison wechselnde Gerichte, auf weniger Abfälle und eine bessere Verwertung von Lebensmitteln geachtet werden. Weiterführende Tipps liefert: www.zugutfuerdietonne.de

2. Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft

Der Green New Deal fördert nachhaltige Produkte und Produktionsverfahren. Kreislauforientiertes Design zu unterstützen, bedeutet verstärkt auf Wiederverwendbarkeit, Reparierbarkeit und Nutzung von Recycling-Rohstoffen zu achten (Stichwort nachhaltige Beschaffung). Gut umgesetzt fallen so weniger Abfälle an, es kann eine längere Haltbarkeit erreicht werden, Produkte sind reparierbar und die Recyclingquote kann gesteigert werden. Der Aktionsplan setzt damit ein klares Signal für eine umfassende Kreislaufwirtschaft für Sektoren wie Textilien, Bau, Elektronik und Kunststoffe.


Die Verantwortung in der Umsetzung liegt hier nicht nur bei den Produzierenden, sondern auch im Konsum und in der Umsetzung von nachhaltiger Beschaffung. Für das Gastgewerbe bedeutet das konkret, dass Einwegmassaker, Plastikorgien und vermeidbare Verschwendung von Ressourcen vermieden werden sollten und sich Investitionen in nachhaltige Produkte mit langen Produktlebenszyklen durch zunehmende Innovation auf diesem Markt immer mehr lohnen werden. Hier liegt auch der Fokus von Tutaka und unserem Marktplatz für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen für Hotels, Gastro und Events.

3. EU-Biodiversitätsstrategie für 2030

Unter dem Konzept zur EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 werden der Bausektor, die Landwirtschaft und die Lebensmittel- und Getränkeindustrie als wichtigste Wirtschaftszweige genannt. Diese sind direkte Lieferanten oder Kooperationspartner der Hospitality Branche. Gastronomie, Tourismus und Hotellerie können schon heute darauf achten, dass sich ihre Partner für biologische Vielfalt, schadstofffreie Materialien, faire Produktion, nachhaltigen Anbau ohne intensiven Pestizideinsatz und Biodiversität einsetzen.

Die Tourismusbranche profitiert zudem durch Investitionen in das EU-weite Netz „Natura-2000“, welches durch die Bewirtschaftung und Erhaltung von Schutzgebieten direkt und indirekt zu einer Vielzahl an Arbeitsplätzen beiträgt. Die Tourismusbranche beschäftigt in Europa derzeit 12 Millionen Menschen und 3,1 Millionen dieser Arbeitsplätze stehen in Zusammenhang mit Schutzgebieten wie Natura 2000 und werden durch die Investitionen in Biodiversität und Renaturierung profitieren.

4. Ein neues europäisches Bauhaus

Der Bauhausstil der 1920’er Jahre begeistert mit seiner Funktionalität und Ästhetik noch immer über Generationen hinweg. Der Green New Deal sieht in seinem Aktionsplan auch einen Grünen Deal für Architektur im neuen europäischen Bauhaus-Stil vor. Ziel ist es, Nachhaltigkeit und Ästhetik auf kreative Art zu vereinen. Diese Architektur soll inklusive und zugängliche (Begegnungs-) Räume schaffen, um Dialog zwischen verschiedenen Kulturen, Geschlechtern, Altersgruppen und Disziplinen zu ermöglichen. Klingt wie das Hotel der Zukunft, oder?

Fazit: Eine Chance für eine Neugestaltung

Die durch den Green New Deal angestoßene nachhaltige Transformation ist eine Chance für eine Neugestaltung. Sie hat das Ziel, ein grünes Europa mit einer modernen, kreislauforientierten, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern. Die EU unternimmt die Anstrengungen der arbeits- und finanzintensiven Umstrukturierung, um die globale Erderwärmung einzudämmen und planetare Grenzen zu wahren, damit unsere Erde auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt. Dieses Ziel können wir gemeinsam gestalten, denn es geht um nichts weniger als um die Erhaltung unserer Sehnsuchtsorte, die uns alltäglich mit ihrer Naturgewalt umgeben, ernähren und uns faszinierende Erlebnisse schenken. Ob durch die Umstellung auf Mehrweggeschirr, die Reduktion von Lebensmittelabfällen, die Schaffung von Biodiversitäts-Paradiesen oder den Wechsel des Energieanbieters – die Hospitality Branche kann sich auch hierfür weiter vernetzen und einen nachhaltigen Unterschied machen.

Quellen: eur-lex.europa.eu, ec.europa.eu, bpb.de

Hintergrund: Der Green New Deal in Kürze

Unter dem Motto: „Eine dringende Herausforderung als einzigartige Chance nutzen“ startet die EU ihr Vorhaben zur ökologischen Modernisierung Europas mit dem Ziel bis 2050 klimaneutral zu sein. Die EU erkennt hiermit Klimawandel, Umweltzerstörungen und Biodiversitätsverlust als eine existentielle Bedrohung für die Welt und Menschheit an. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen hat sie deshalb einen Fahrplan für die neue Wachstumsstrategie für eine nachhaltige EU-Wirtschaft bekanntgegeben.

Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, hat die EU einen Aktionsplan aufgestellt. Dieser unterstützt eine effizientere Ressourcennutzung dadurch, dass der Übergang zu einer sauberen und kreislauforientierten Wirtschaft gefördert wird. Die Pläne fokussieren sich außerdem auf die Bekämpfung von Umweltverschmutzung und die Wiederherstellung der Biodiversität. Getreu dem Motto „Wandel lässt sich nicht alleine gestalten“ sollen alle Wirtschaftssektoren bei der (Neu-)Gestaltung einer nachhaltigen EU-Wirtschaft einen aktiven Beitrag leisten. Gewünscht sind unter anderem Investitionen in neue, umweltfreundliche Technologien, die Energieeffizienz von Gebäuden verbessern sowie der Ausbau internationaler Zusammenarbeit zur Verbesserung weltweiter Umweltnormen.