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Adaptive Räume vs. analoge Erfahrungen

Connecting Architektur & Design mit Nachhaltigkeit & KI: Ein Tandem-Talk zum Thema Interior mit Innenarchitektin Anja Pangerl und Chefdesigner Stefan Gabel.

Anja Panger und Stefan Gabel

Anja Pangerl, Innenarchitektin und Managing Partner von Blocher Partners, und Stefan Gabel, Chefdesigner bei Zimmer + Rohde, geben einen Ausblick auf nachhaltige und digitale Entwicklungen im Bereich Interior. (Fotos: Blocher Partners, Zimmer + Rohde)

elevatr: Anja Pangerl, Sie sind Innenarchitektin und Managing Partner von Blocher Partners – was ist Ihr liebstes Möbelstück?

Anja Pangerl: Mein Lieblingsstück ist ein Sideboard in meinem Wohnzimmer. Vor rund 20 Jahren fiel es mir buchstäblich in den Weg. Die Schiebetüren aus feinsten Furnierlamellen sind handwerklich präzise verarbeitet, die Oberfläche des Walnussholzes ist seidig. Außerdem ist das Sideboard ein echtes Platzwunder für meine Sammelleidenschaft nach Vintage-Porzellan.

Stefan Gabel, als Chefdesigner bei Zimmer + Rohde, was ist der Mittelpunkt Ihres Wohnzimmers?

Stefan Gabel: Der Mittelpunkt meines Lebens zu Hause ist unser Sofa. Es steht wie eine Skulptur mitten im Raum und dort findet so gut wie alles statt: relaxen, lesen, arbeiten, gemütliche Abende mit meinem Partner oder mit Freunden. Manchmal frage ich mich fast, warum wir überhaupt noch andere Möbel brauchen.

Talking Business: Angenommen, Sie richten gemeinsam ein Hotelzimmer ein, das modern und nachhaltig designt sein soll. Was gilt es zu beachten?

Anja Pangerl: Ersteinmal berücksichtigen wir mit einer Nachhaltigkeitsbewertung die Bereiche, in denen das Hotel am meisten Einfluss auf die Umwelt hat. Das kann bereits beim Standort beginnen – beispielsweise mit einer guten Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz – und zieht sich über die Auswahl der Materialien und Produkte bis hin zur Schulung der Mitarbeitenden und der Information der Gäste durch.

Stefan Gabel: Was die Textilien angeht, würde ich darauf achten, dass wir langlebige, nachhaltige Produkte verwenden. Wenn es schwer entflammbar sein soll – was in Hotels in vielen Bereichen gefordert wird – gibt es mittlerweile recycelte und recyclingfähige Materialien, die diese Anforderung erfüllen. Auch im Bereich der Naturfasern haben wir die Möglichkeit, auf die Verwendung umweltfreundlicher Materialien zu achten, sowie auf verantwortungsvollen Anbau und Produktionsprozesse. Der Anbau von Hanf wird gerade wiederentdeckt, weil dafür wesentlich weniger Wasser als beispielsweise für Baumwolle benötigt wird, zudem werden keine Pestizide verwendet. Für Bezugsstoffe ist das Naturmaterial Wolle auch ein sehr langlebiges und von Natur aus schwer entflammbares Material.

 

„Die fortschreitende Digitalisierung wird zu adaptiveren Räumen und Oberflächen führen. Dabei wächst im Gegenzug die Sehnsucht nach analogen und taktilen Erfahrungen.”
Stefan Gabel, Chefdesigner Zimmer + Rohde

In welchen Bereichen ist Nachhaltigkeit in Zukunft möglich, wo es bisher noch nicht Usus war?

Anja Pangerl: Wir als Architekten können schon bei der Energieeffizienz maßgeblich eingreifen. Allein wenn der Platzbedarf durch geschickte Planung optimiert wird, sinkt der Verbrauch. Flexible Möbel eignen sich, um Raumgrößen zu beeinflussen; oder auch die Kombination von verschiedenen Raumfunktionen. Beispielsweise kann man F&B-Bereiche in Kombination mit Veranstaltungs- oder Frühstücksräumen so gestalten, dass sie in der nicht genutzten Zeit als öffentliche Cafés dienen. Zudem empfehlen wir, Recycling und Upcycling in die Gestaltung zu integrieren. Last but not least wurden in der Vergangenheit oft Materialien wie PVC, Kunststoffe oder tropische Hölzer in der Innenarchitektur verwendet. Heute gibt es viele nachhaltige Alternativen, die in Bezug auf Wertigkeit und Stil absolut vergleichbar sind.

Stefan Gabel: Wir befinden uns gerade in einer spannenden Zeit des Wandels. Recycelte Fasern, die vor kurzem noch nicht unseren Ansprüchen an Haptik und Performance entsprochen haben, sind mittlerweile eine gute Alternative zu „Virgin“-Materialien. Es gibt auch interessante Neuentwicklungen von biologisch abbaubaren Polyesterfasern – wer diese verwendet, kann zur Verringerung der Ablagerung von Mikroplastik beitragen. Unser Ziel ist natürlich die Zirkularität. Wir, unsere Kunden und auch Produzenten möchten gemeinsam nachhaltiger agieren. Dazu gibt es schon spannende Rücknahmekonzepte für recyclingfähige Materialien, die sich in den nächsten Jahren über die gesamte Lieferkette hinweg immer stärker durchsetzen werden.

#facingforward: Wie wird sich Digitalisierung künftig auf Interior auswirken?

Stefan Gabel: Die fortschreitende Digitalisierung wird zu adaptiveren Räumen und Oberflächen führen. Wobei die Technik, die das ermöglicht, möglichst unsichtbar sein wird. Dabei wächst im Gegenzug die Sehnsucht nach analogen und taktilen Erfahrungen.

Anja Pangerl: Die Digitalisierung wird zu einer weiteren Verbreitung von Smart Home-Technologien führen, die es den Nutzern ermöglicht, ihr Interior durch die Integration von Technologie und intelligenten Systemen zu steuern. Durch die Nutzung von Daten und künstlicher Intelligenz können Einrichtungen personalisiert werden. Digitale Tools wie 3D-Modelle und virtuelle Realität werden es Innenarchitekten zudem ermöglichen, Designideen und Konzepte virtuell zu erstellen und zu präsentieren, bevor sie physisch umgesetzt werden. Augmented Reality und virtuelle Möbelplatzierungen ermöglichen es schon heute, online zu sehen, wie Möbelstücke in den Räumen aussehen werden, bevor man sie kauft. Das spart Zeit sowie Material und ermöglicht es, Änderungen schnell vorzunehmen. Zudem spannend: Möbel und Objekte werden künftig effizient im 3D-Druck erstellt.

Interview: Verena Usleber

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