elevatr: Fabian Engels, was muss erfolgreiches Leadership in Zukunft leisten?
Fabian Engels: Es muss zu einem Paradigmenwechsel kommen: Wertschöpfung durch Wertschätzung. Führung aus den oberen Etagen nach unten funktioniert nicht mehr. Jedes Teammitglied muss individuell gefordert und gefördert werden. Das ist viel Arbeit, aber es lohnt sich extrem.
Was bedeutet wertebasierte Führung für Sie?
Wertebasierte Führung bedeutet für mich: Beziehung geht vor Inhalt. Baue ich eine ehrliche und respektvolle Beziehung zu meinem Team auf, stärke ich damit das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl jedes Mitarbeitenden. Ich glaube fest daran, dass Menschen besser arbeiten können, wenn sie sich sicher und respektiert fühlen. Und ich möchte ein Umfeld schaffen, in dem sich mein Team nicht nur nach dem Feierabend sehnt – einfach, weil es die Arbeit als bereichernd und sinnvoll empfinden. Dabei helfen mir Werte, die wir alle vertreten können: Authentizität, Kommunikation, Zuhören, verbindliches Auftreten, Spaß und Loyalität.
„Bei der Gen Z steht die Karriere nicht mehr an erster Stelle“
Gibt es einen Unterschied zwischen den Werten der Babyboomer, Millennials und Gen Z?
Ja, da gibt es große Unterschiede. Bei der Gen Z steht die Karriere nicht mehr an erster Stelle; die Balance von Arbeit und Leben definiert diese Generation ganz anders als die davor. Sie sind flexibler, selbstbestimmter, wollen eine klare Trennung von Beruf und Privatleben, verbringen weniger Freizeit mit den Kolleginnen und Kollegen. Dafür ist aber auch ein gutes Arbeitsklima und ein respektvoller Umgang untereinander sehr wichtig – wichtiger noch als die Unternehmensstrukturen.
Was heißt das für das Leadership?
Das heißt für mich, dass ich mein Augenmerk mehr auf das Arbeitsklima richten muss, als dass ich den Mitarbeitenden vorgebe, wie sie zu arbeiten haben. Starre Hierarchien sind nicht mehr zeitgemäß, die Kommunikation findet viel mehr auf Augenhöhe statt. Und wir sind in der Führung offen für neue Ideen und Konzepte, das ist für die Gen Z auch wichtig.
Können Sie Beispiele für offene Konzepte geben?
Zum Beispiel habe ich jetzt eine Mitarbeiterin, die ihre Arbeitszeit um eine Stunde reduzieren kann, wenn sie ihr Kind vom Kindergarten abholen möchte oder einen Barkeeper, der eine Vier-Tage-Woche hat. Außerdem arbeite ich im River Loft mit einer dualen Studentin, die gleichzeitig eine Abteilung leitet – früher wäre das nicht denkbar gewesen.
Wie kommunizieren Sie die angesprochenen Werte nach innen, aber auch nach außen?
Vor allem kommuniziere ich ständig (lacht). Aber ernsthaft: ich kommuniziere offen, ehrlich und konsequent.
Wie nehmen Sie die Gäste mit auf diese Reise?
Im Idealfall merken die Gäste den Unterschied, nämlich dass sie bei uns auf zufriedene Mitarbeitende treffen.
Sie sprechen davon, dass das River Loft ein multifunktionaler Lifestyle-Hub sein soll, der von Experiences lebt. Wie kann man sich das vorstellen?
Wir wollen begeistern und den Gästen Dithmarschen näher bringen; Experiences bieten. Wir wollen nicht nur hinter der Rezeption stehen, sondern mit den Gästen kommunizieren, sie durchs Haus führen, immer ansprechbar sein. Kleine Aufmerksamkeiten geben: etwa eine heiße Zitrone anbieten, wenn der Gast erkältet ist etcetera. Das schaffen wir nur, wenn alle im Team glücklich sind in ihrem Job. Es bringt nichts, die Leute verbiegen zu wollen und sie da einzusetzen, wo sie nicht happy sind. Das merkt am Ende vor allem einer: der Gast.
Interview: Verena Usleber
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Fabian Engels war als gelernter Hotelfachmann in unterschiedlichen Positionen wie Direktor, Regionaldirektor und Vice President unter anderem bei großen Hotelketten wie Hilton tätig. Bevor das Neubauprojekt River Loft in Brunsbüttel 2022 eröffnete, machte er Station bei den Lindner Hotels, den Althoff Hotels sowie im Europäischen Hof Hamburg.