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Was kommt nach Gin?

5 Trends, die den Wacholderschnaps ablösen

Wermut als neue Gin-Alternative? (Foto: Unsplash/Rick Barrett)

Mit der Qualitätsoffensive des Gins begann sein Siegeszug. Craft-Spirit-Destillen hauchten dem Wacholderschnaps ein neues Leben ein. Ob als Cocktail oder Longdrink – der verfeinerte und handwerklich hergestellte Gin beherrschte die Liste der am meisten ausgeschenkten Spirituosen.

Doch die Bartender-Szene ist sich einig: Der Zenit ist überschritten. Schon wird geulkt, dass mancher Gin nur noch Wacholder geschnuppert hat, bevor er abgefüllt wird. Aber auch die Kunden sind gesättigt und verlangen Neues, was direkt zu der Frage führt: Was kommt nach dem Gin? Fünf Thesen.

Vermouth
Der aromatisierte Wein knüpft jetzt schon an die gleichen Erfolgsfaktoren des Gins an. Denn junge und spannende Craft-Marken bieten inzwischen hochwertig produzierten Wermut an, der auf mehr Intensität und geschmackliche Komplexität setzt. Aus diesen Vermouth lassen sich leichte, weinhaltige Aperitifs kreieren, die zum Zeitgeist passen. Er ist aber ebenso gefragt bei den klassischen Cocktails wie Negroni und Americano, die zurzeit eine Renaissance erleben.

Mezcal
Die agavenbasierte Spirituose verzeichnete hierzulande zwar eine niedrige, aber beständig steigende Nachfrage. Vorbei sind die Zeiten von Marketing-Würmern, stattdessen setzt die Branche auf ökologisch-produzierten Mezcal, ausgewählte Agaven-Sorten und klassisches Handwerk. In den USA hat der Konsum von agavenbasierte Spirituosen um 20% zugelegt. Hierzulande bekommt er Unterstützung, denn die mexikanische Küche zeigt gastronomisch – zumindest vor der Corona-Pandemie – mehr Präsenz denn je.

Hard-Kombucha
Das fermentierte Getränk Kombucha ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen als Folge eines auf die Gesundheit fokussierten Lifestyle. Sein Gehalt an natürlichen Probiotika verspricht Wohlbefinden. Daran schließt sich nun der nächste Trend aus den USA an, der Gesundheit mit Hedonsimus vereint: Hard Kombucha. Das Getränk hat mehr als 5 % Alkohol. Es wird mit Tee, Kräutern und Früchten aromatisch verfeinert und kann auch Basis von Drinks sein. Strittig ist zwar, ob die Bakterienkulturen im Alkohol überhaupt überleben, aber es klingt weiter gesund.

Botanicals
Je zerbrechlicher die Umwelt, desto gewichtiger wird sie in der öffentlichen Wahrnehmung bzw. desto mehr wird sie wertgeschätzt. Das gilt ebenso für die Trinkkultur: Kräuter, Blüten, Früchte und Gewürze sind die erste Wahl zum Verfeinern von trinkbaren Geschmackserlebnissen. Sie sind aber zudem kreative Mittel für Komplexität. An welcher Stelle des Herstellungsprozesses sie auch eingesetzt werden, es gilt: Botanicals werden noch sortenspezifischer und regionaler.

Alkoholfrei
No-ABV- und Low-ABV-Drinks trenden schon einige Zeit, aber eher halbherzig. Mit der Pandemie hat sich nun der Wind endgültig gedreht. Eine Sensibilisierung für die Gesundheit, aber auch Lockdown-Exzesse at home haben dem Prinzip des Mindful Drinkings Fahrtwind verschafft. Wertschätzender Genuss und Achtsamkeit lauten die Schlagworte, die für eine neue Selbstverständlichkeit des Angebots sorgen. Beim Kreieren verhält es sich wie in der Kulinarik: Es geht nicht um die Nachahmung alkoholischer ohne bzw. mit weniger Alkohol, sondern um eigenständige Genussmomente.

Katharina Höhnk