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Showing sustainability: Der Mikro-Mix macht's

Deep Dive: Wie Hoteliers und Gastronomen sinnvoll Nachhaltigkeitszertifizierungen auswählen – und warum erst der richtige Mikro-Mix ein glaubwürdiges Gesamtbild ergibt. Ein Gastbeitrag von Franziska Altenrath von Tutaka.

Die achtsame Zusammensetzung von verschiedenen Mikrozertifikaten ergibt beim Thema Nachhaltigkeit ein stimmiges Bild. (Foto: Unsplash/Clark van der Becken)

#sustainability: Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Gesellschaft längst angekommen – auch im Gastgewerbe. Doch für Konsumenten ist es oft nicht leicht, echte Nachhaltigkeitsversprechen von geschönten zu unterscheiden. Das zieht die Frage nach sich: Wie können Hoteliers und Gastronomen für ihr Engagement beim Thema sustainability echte Glaubwürdigkeit erzielen? Ein Teil der Antwort lautet: Zertifikate.

Please validate me!

Wer als Unternehmen glaubwürdig sein möchte, braucht externe Validierungen. Für einen transparenten und nachvollziehbaren Prozess sollte eine außenstehende Instanz die Aussagen prüfen und ihre Echtheit belegen. Doch wie wählt man dafür den richtigen Partner?

Bekanntheit = Glaubwürdigkeit?

Die Herausforderung ist folgende: Der Erfolg eines Siegels ist in hohem Maße abhängig von seiner Bekanntheit, es sollte also möglichst verbreitet sein. Damit viele Produkte oder Services mit dem Siegel ausgezeichnet werden können, heißt das widerum, dass die Anforderungen nicht zu anspruchsvoll sein sollten. Genau hier zeigt sich das Zertifikate-Dilemma: Die Initiatoren müssen stets abwägen zwischen strengen, glaubwürdigen Kriterien auf der einen und zugänglichen Kriterien auf der anderen Seite. Aus diesem Grund greifen immer mehr Zertifikat-Partner zu Stufenmodellen. Ein Beispiel hierfür ist das Gütesiegel Greensign, das nachhaltig agierende Hotelbetriebe auf den Leveln 1 bis 5 auszeichnet.  

Klar ist: Gastgebende sollten bei der Auswahl des richtigen Siegels nicht nur zu dem greifen, das am weitesten verbreitet ist. Sondern sich auch an der Aussagekraft orientieren, die wiederum einhergeht mit strengeren Kriterien.

„Die Initiatoren müssen stets abwägen zwischen strengen, glaubwürdigen Kriterien auf der einen und zugänglichen Kriterien auf der anderen Seite.“
Franziska Altenrath

Certifying diversity

Eine weitere Herausforderung bei der Auswahl von Nachhaltigkeitssiegeln steckt in deren Umfang. Denn, was macht ein Hotel eigentlich sustainable? Während der Nachhaltigkeitsgehalt in anderen Produktbereichen wie bei Lebensmitteln oder Textilien noch recht einfach zu verstehen ist, sieht es in der Hotellerie anders aus. Es existiert keine einheitliche Vorstellung davon, was eine nachhaltige Übernachtung eigentlich ist. Die Frage ist daher nicht, welches eine Zertifikat das gesamte Engagement des Unternehmens bestätigt, sondern wie viele dafür nötig sind. Um also möglichst glaubwürdig zu sein lohnt es sich für Gastgeber, einzelne Bereiche zusätzlich zu einer Gesamtzertifizierung oder sogar stattdessen validieren und auszeichnen zu lassen.

Mikrozertifizierung for the rescue

Ein Unternehmen, das sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt, tut dies ohnehin meist in verschiedenen Handlungsfeldern. Um diese einzeln messbar, darstellbar und von außen validierbar zu machen, müssen jeweils eigenständige Ziele und Meilensteine entwickelt werden. Mikrozertifizierungen sind dafür ein nützliches Tool.

Wer beispielsweise im F&B-Bereich auf die unterschiedlichen gängigen Zertifikate wie bio, Fairtrade, EU Ecolabel und MSC setzt, beweist einen nachvollziehbaren Standard. Wer GOTS- und Fairtrade-zertifizierte Baumwollartikel oder FSC-zertifizierte Zelluloseartikel einkauft, baut ebenfalls auf gängige und glaubwürdige Zertifikate. Hotels, die sich besonders im Bereich Energie auszeichnen, können das eigene Energiemanagement zertifizieren lassen, zum Beispiel durch ISO. Unternehmen, die vorbildlich im Bereich der Reduzierung von Food Waste agieren, können sich Pledge on Food Waste anschließen. Wer einen Nachhaltigkeitsbericht verfasst, könnte sich am DNK, GRI, den GSTC-Kriterien oder der Gemeinwohlbilanz orientieren und den eigenen Bericht entsprechend auditieren lassen.

Let’s do it – step by step

Dass sich ein Mix aus Gesamtzertifizierung und eine ergänzende Anzahl verschiedener Siegel empfiehlt, wurde bereits erörtert. Doch wie rangehen an die Sache?

Empfehlung 1: Mikrozertifikate sollten pro Handlungsfeld evaluiert werden. Und: Mit ihnen kann man gar nicht früh genug anfangen! Attention please heißt es aber in der Kommunikation. Denn wer sich grün nennt, weil das eingekaufte Toilettenpapier zu 50 Prozent aus FSC-Forstwirtschaft stammt, dem könnte dies böse auf die Füße fallen.

Empfehlung 2: Wer noch am Anfang seiner Nachhaltigkeitsreise steht, sollte sich in puncto Gesamtzertifizierung erst einmal mit den Kriterien vertraut machen – mit der Zertifizierung selbst aber vielleicht noch etwas abwarten, bis klare Vorstellungen vorhanden sind. So bleibt das Siegel der Wünsche ein echtes Erfolgserlebnis, wenn es dann erreicht wurde.