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Hospitality im Metaverse: The future is now

Digitale Gastronomien im Metaverse, NFTs als Eintrittskarte in Restaurants und Bezahlung in Kryptowährung sind keine Visionen mehr, sondern real. Aber welche Chancen bringt das neue Tech-Zeitalter für die Hospitality? Ein Future-Talk mit Thomas Primus, CEO des gastronomischen Online-Dienstleisters Foodnotify.

Living in the Metaverse: Auch Hotels und Gastronomien wagen erste Schritte in die virtuelle Realität – wie etwa das Restaurant „Flyfish Club“ in New York oder die Hotelbrand Marriott. (Foto: Julien Tromeur/Unsplash)

elevatr: Herr Primus, Sie waren auf der Innovationsmesse SXSW in Texas zu Gast. Was sind die drei wichtigsten und für die Hospitality relevanten Tech- und Digitalisierungs-Trends?

Thomas Primus: NFTs, Digitalisierung der Lieferanten und Foodwaste.

Was sind NFTs und wie können sie erfolgreich in der Gastronomie eingesetzt werden?

Bei NFTs, sprich „Non-Fungible Token“, auf Deutsch etwa „nicht-austauschbarer Token“, handelt es sich vereinfacht gesagt um einen einzigartigen, digitalen Vermögenswert, der nicht mit anderen ausgetauscht werden kann – diese Eigenschaft macht NFTs so besonders. Sehen wir uns das an einem Beispiel an: Angenommen Sie betreiben ein Burgerlokal und kreieren einen neuen Burger. Bevor Sie diesen in Ihr Menü aufnehmen, machen Sie ein Foto davon und verwandeln es in ein NFT, das Sie online verkaufen. Die Person, die das NFT erwirbt, ist somit der oder die Besitzer:in dieses einzigartigen virtuellen Burgers.

Gibt es schon NFT-Restaurants?

In New York soll 2023 das weltweit erste NFT-Restaurant eröffnen. Hinter diesem Projekt steckt das US-Hospitality-Unternehmen VCR Group, gegründet vom Unternehmer Gary Vaynerchuck.

Die Idee: Einlass in den „Flyfish Club“ bekommen Interessierte nur mit einer Mitgliedschaftskarte, die sie als exklusives NFT kaufen können. Dadurch will die Gastronomie eine loyale Mitgliedergemeinschaft aufbauen, der besondere Erlebnisse geboten werden sollen. Durch die NFTs entstehen neue, moderne Finanzmodelle: Interessierte können zwischen zwei Arten von Mitgliedschaft wählen: „Flyfish“ und „Flyfish Omakase“. Erstere beinhaltet einen Zugang zur Cocktail-Lounge, zum Seafood-Restaurant und zu privaten Veranstaltungen. Die Kosten dafür liegen bei 2.5 der Kryptowährung Ether – umgerechnet etwa 7.500 Euro. Mit „Flyfish Omakase“, der Premium-Mitgliedschaft, erhalten Mitglieder zusätzlich Zugang zum Omasake-Raum – einem exklusiven privaten Dining-Room. Das kostet 4.25 Ether, sprich rund 12.800 Euro.

Ist der „Flyfish Club“ damit Pionier in der NFT-Gastrowelt?

Nicht ganz. Der „Flyfish Club“ ist nicht das erste kulinarische Konzept, das sich mit NFTs und Blockchain im Geschäftsmodell auseinandersetzt. Ende 2021 hat im US-Bundestaat Florida das „Crypto Street Restaurant“ eröffnet. Dort sind nicht nur die Dekoration im Lokal und die Speisen und Getränke an das Krypto-Thema angelehnt. Kryptowährung wird auch als Zahlungsmittel akzeptiert.

Digitalisierung der Lieferanten ist der zweite große Trend ..?

Richtig. Denn hier liegt das „Bottleneck“ schlechthin. Viele Liefer-Anbieter sind nicht digital und bremsen somit die ganze Wertschöpfungskette. Das sieht sogar Google so, wie in einem Panel auf der SXSW klar wurde. Google hat festgestellt, dass die Beteiligten der Wertschöpfungskette – sprich Landwirtschaftsbetriebe, Lieferant:innen, Lebensmittelgeschäfte und Verbraucher:innen – nicht miteinander kommunizieren. Dies führt zu einem Mangel an Daten, die zwischen den Akteuren ausgetauscht werden – und das ist ein großes Problem.

Wie sollten wir in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung künftig dem Thema Food Waste begegnen?

Jeden Tag landen große Mengen an Lebensmitteln im Müll. Durch die schlechte Wertschöpfungskette hat sich das Klima bereits verändert. Beispielsweise arbeitet das Startup Shelf Engine daher daran, Food Waste durch das Sammeln und Auswerten von Daten zu reduzieren. Das geht so: Ein Supermarkt übergibt alle Bestellungen an Shelf Engine. Mit Hilfe von Algorithmen wählt Shelf Engine anschließend die perfekte Anzahl an zu bestellenden Produkten aus, wodurch die Menge an weggeworfenen Lebensmitteln reduziert werden kann.

Fokusthema der Messe war zudem das Metaverse: Wie wird sich dieses auf die Gastronomie und Hotellerie auswirken?

Es gibt bereits viele Firmen, die eine Präsenz im Metaverse haben, wie Nike, Walmart oder Gap. Auch Unternehmen aus der Gastrobranche denken darüber nach, dem Metaverse beizutreten. Beispielsweise will McDonalds seinen Gästen ein virtuelles Restaurant im Metaverse anbieten, in dem sie Produkte bestellen können, die sie dann in der analogen Welt ganz real nach Hause geliefert bekommen. Zudem sollen Gäste die eben erwähnten NFTs erwerben können. Um zudem ein Beispiel aus der Hotellerie zu nennen: Marriott ist bereits dem Metaverse beigetreten und hat in Zusammenarbeit mit einigen Künstlern drei eigene NFTs erstellt, die online gekauft werden können.

Wie könnte ein Hotel im Metaverse konkret aussehen?

Die Rezeption von Hotels könnte künftig im Metaverse sein. Mit dem eigenen Avatar kann sich der Gast ein Bild vom Hotel machen – sprich eine virtuelle Tour unternehmen, bevor er oder sie ein Zimmer bucht. Auch hier könnten virtuelle Restaurants eröffnen, bei welchen man im Metaverse bestellen kann. Das ist sicher eine Technologie, die für die Hospitality in Zukunft interessant sein wird.

Für welche weiteren Trends der Messe sollten Gastronomie und Hotellerie aus Ihrer Sicht schon jetzt die Weichen für die Zukunft stellen?

Definitiv sollten Gastronomie und Hotellerie digitalisieren und über den Tellerrand schauen. Was mir während meiner Reise in die USA aufgefallen ist: Kassensysteme in Gastrobetrieben gibt es fast nicht mehr – also, dass man zur Kasse geht und dort bestellt. Stattdessen könnte es künftig vermehrt digitale Terminals geben, bei denen man bestellt. Gäste wählen zuerst Speisen und Getränke aus, dann bezahlen sie; hierbei können sie auch auswählen, wie viel Trinkgeld sie geben möchten. Anschließend wird die Bestellung zum Tisch gebracht.

Ich empfehle allen Gastronom:innen, in Richtung USA zu blicken und sich hier definitiv einiges abzuschauen. In Sachen Effizienz sind die US-Amerikaner sicher ein Vorbild.

Interview: Verena Usleber